Die wahrscheinlich umfangreichste Steuerberaterseite in Deutschland


#631222

Inhaltsverzeichnis

Doppelte Buchführung

1. Wesentliche Merkmale der doppelten Buchführung

Das Wesen der doppelten Buchführung besteht in der Erfassung jedes Geschäftsvorfalles sowohl in seiner Vermögens- als auch in seiner Erfolgsauswirkung. Jeder Vorgang wird im Gegensatz zur einfachen Buchführung doppelt gebucht, nämlich einmal im Soll und einmal im Haben. Die Buchungen erfolgen sowohl chronologisch als auch sachlich und kontenmäßig.

Dies führt zu einem Abschluss, in dem einerseits die Bilanz- und Bestandskonten die Vermögens- und Kapitalbestände ausweisen und andererseits die Konten der Gewinn- und Verlustrechnung die Erfolgskonten enthalten, aus denen die Erträge und Aufwendungen ersichtlich sind.

Der Saldo aus der Gewinn- und Verlustrechnung (Gewinn oder Verlust) ist ein Unterkonto des Eigenkapitalkontos, wird hierüber abgeschlossen und fließt somit in die Bilanz ein.

Die doppelte Buchführung ist also ein geschlossenes Kontensystem, das es ermöglicht, den Gewinn zweifach zu ermitteln:

  1. als Saldo aus der Gewinn- und Verlustrechnung und

  2. aus dem Betriebsvermögensvergleich (im Sinne des § 4 Abs. 1 EStG).

2. System der doppelten Buchführung

2.1 Allgemeiner Ablauf

Ausgehend von den Bilanzkonten der Bilanz zu Beginn eines Wirtschaftsjahres wird jeder laufende Geschäftsvorfall und jede Abschlussbuchung durch einen Buchungsvorgang erfasst. Jeder Buchung liegt ein Buchungssatz : Soll-Konto xxx EUR an Haben-Konto xxx EUR zugrunde. Sämtliche Buchungen sind zu belegen.

Aus der Entwicklung aller Soll- und Haben-Konten entstehen die Bilanzkonten der Bilanz zum Ende des Wirtschaftsjahres. Da bei jeder Buchung der Betrag des Soll-Kontos (xxx EUR) dem des Haben-Kontos entspricht, muss systembedingt auch die Summe aller Aktiva der Summe aller Passiva einer Bilanz entsprechen.

2.2 Das geschlossene Kontensystem

Das geschlossene Kontensystem lässt sich vereinfacht wie folgt darstellen:

2.2.1 Eröffnungsbilanz

In der Bilanz zu Beginn eines Wirtschaftsjahres (Eröffnungsbilanz) ist auf der Aktiv-Seite das Anlage- und Umlaufvermögen, auf der Passiv-Seite das Eigen- und Fremdkapital eines Betriebes erfasst.

2.2.2 Aktiva

Das Anlage- und Umlaufvermögen besteht aus einzelnen Sachkonten, auf denen die laufenden Geschäftsvorfälle und die Abschlussbuchungen (hier: insbesondere Abschreibungen und Ansatz der Inventurwerte) erfasst werden.

Zu jedem Sachkonto werden der Anfangsbestand und alle Zugänge im Soll erfasst, alle Abgänge werden im Haben erfasst. Der sich hieraus ergebende Saldo ist der Endbestand und wird ebenfalls im Haben erfasst.

Der Endbestand fließt in die Schlussbilanz.

2.2.3 Erfolgskonten

Alle gewinnwirksamen Geschäftsvorfälle und Abschlussbuchungen werden über die Erfolgskonten gebucht. Alle Aufwendungen werden im Soll, alle Erlöse im Haben erfasst. Alle Erfolgskonten werden in der Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst.

Bei einem Überschuss der Aufwendungen über die Erlöse wird der Saldo (Verlust) im Haben erfasst. Dieser mindert das Eigenkapital.

Ergibt sich ein Überschuss der Erlöse über die Aufwendungen wird der Saldo (Gewinn) im Soll erfasst. Dieser erhöht das Eigenkapital.

2.2.4 Passiva

2.2.4.1 Eigenkapital

Der Anfangsbestand und alle Zugänge werden im Haben erfasst, alle Abgänge werden im Soll erfasst.

Als Unterkonten des Eigenkapitals sind die Privatkonten zu erfassen (nur bei Einzel-Unternehmen und Personengesellschaften). Hier werden alle Entnahmen im Soll und alle Einlagen im Haben erfasst.

Bei einem Überschuss der Entnahmen über die Einlagen wird der Saldo (Entnahmeüberschuss) im Haben erfasst. Dieser mindert das Eigenkapital.

Ergibt sich ein Überschuss der Einlagen über die Entnahmen wird der Saldo (Einlageüberschuss) im Soll erfasst. Dieser erhöht das Eigenkapital.

Bei der Ermittlung des Eigenkapitals wird zudem der Gewinn oder Verlust berücksichtigt (2.2.3). Der Endbestand des Eigenkapitals fließt in die Schlussbilanz.

2.2.4.2 Fremdkapital

Das Fremdkapital besteht aus einzelnen Sachkonten, auf denen die laufenden Geschäftsvorfälle und die Abschlussbuchungen erfasst werden.

Zu jedem Sachkonto werden der Anfangsbestand und alle Zugänge im Haben erfasst, alle Abgänge werden im Soll erfasst. Der sich hieraus ergebende Saldo ist der Endbestand und wird ebenfalls im Soll erfasst.

Der Endbestand fließt in die Schlussbilanz.

2.2.5 Schlussbilanz

In der Bilanz zum Ende eines Wirtschaftsjahres (Schlussbilanz) werden die Aktiva und Passiva wie folgt ausgewiesen:

Die Endbestände aller Sachkonten des Anlage- und Umlaufvermögens werden auf der Aktiv-Seite der Schlussbilanz erfasst (2.2.2).

Der positive Endbestand des Eigenkapitals (2.2.4.1) wird auf der Passiv-Seite der Schlussbilanz erfasst, der negative Endbestand des Eigenkapitals auf der Aktiv-Seite.

Die Endbestände aller Fremdkapitalkonten werden auf der Passiv-Seite der Schlussbilanz erfasst.

Im Rahmen des Jahresabschlusses sind zudem ggf. aktive oder passive Rechnungsabgrenzungsposten zu bilanzieren.

3. Beispiel zur Systematik der doppelten Buchführung

Die vereinfachte Darstellung der Bilanz eines Einzelunternehmers zum 31.12.06 sieht wie folgt aus:

Aktiva

Passiva

in EUR

in EUR

Grund und Boden

50.000

Kapital

300.000

Gebäude

400.000

Verbindlichkeiten

200.000

Fahrzeuge

60.000

Rückstellungen

50.000

Waren

120.000

sonstige Passiva

250.000

Bank

30.000

Kasse

10.000

sonstige Aktiva

130.000

---------------

---------------

800.000

800.000

Im Jahre 07 ereignen sich folgende Geschäftsvorfälle:

  1. a)

    Entnahmen Der Grund und Boden und das Gebäude werden zu Beginn des Jahres zum Teilwert von 600.000 EUR entnommen. Abschreibungen auf das Gebäude sind nicht zu buchen. Die Verbindlichkeiten stehen nicht im Zusammmenhang mit dem Grundstück. Buchungssatz:

    Privatentnahme

    600.000

    Grund und Boden

    50.000

    an

    Gebäude

    400.000

    Erträge

    150.000

  2. b)

    Einlage Der Unternehmer legt 5.000 EUR bar in die Kasse ein. Buchungssatz:

    Kasse

    5.000

    an

    Neueinlage

    5.000

  3. c)

    Wareneinkauf Der Unternehmer kauft am Ende des Jahres Waren für 10.000 EUR zzgl. 1.900 EUR USt ein. Zum 31.12.07 besteht eine entsprechende Schuld in Höhe von 11.900 EUR gegenüber dem Lieferanten. Buchungssatz:

    Wareneinkauf

    10.000

    an

    Verbindlichkeiten

    11.900

    Vorsteuer

    1.900

  4. d)

    Warenverkauf Es werden Waren für 20.000 EUR zzgl. 3.800 EUR USt verkauft. Das Geld wird im Jahr 07 auf das Betriebliche Bankkonto überwiesen. Buchungssatz:

    Bank

    23.800

    an

    Warenverkauf

    20.000

    USt

    3.800

    Im Rahmen des Jahresabschlusses sind folgende Sachverhalte zu berücksichtigen:

  5. e)

    Fahrzeuge Die Fahrzeuge sind mit 20.000 EUR abzuschreiben Buchungssatz:

    Afa

    20.000

    an

    Fahrzeuge

    20.000

  6. f)

    Waren Die Waren werden im Rahmen der Inventur zum 31.12.07 mit 125.000 EUR bewertet. Der Bestand erhöht sich somit um 5.000 EUR. Buchungssatz:

    Waren(bestand)

    5.000

    an

    Ertrag

    5.000

  7. g)

    Rückstellungen Die Rückstellungen sind um 10.000 EUR zu erhöhen. Buchungssatz:

    Aufwand

    10.000

    an

    Rückstellungen

    10.000

Daraus ergibt sich folgende Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 07:

Gewinn und Verlustrechnung

Aufwendungen

in EUR

Erträge

in EUR

c) Wareneinkauf

10.000

a) Entnahme Grundstück

150.000

e) Afa

20.000

d) Warenverkauf

20.000

g) Rückstellungen

10.000

f) Warenbestand

5.000

Gewinn

135.000

-------------------

-------------------

175.000

175.000

In der Schlussbilanz werden hier in vereinfachter Darstellung die durch die Geschäftsvorfälle und Abschlussbuchungen verursachten Änderungen der Endbestände (vgl. Tz. 2.2.5), die üblicherweise im Rahmen der Sachkonten außerhalb der Schlussbilanz erfolgen, zusammengefasst.

Das nunmehr negative Eigenkapital ist auf der Aktiv-Seite erfasst.

Die Bilanz zum 31.12.2007 einschließlich Kapitalkontenentwicklung hat danach folgendes Bild:

Aktiva

Passiva

in EUR

in EUR

in EUR

in EUR

525.700

525.700

Grund und Boden

50.000

Verbindlichkeiten

200.000

a)

Abgang Entnahme

- 50.000

c)

Wareneinkauf

11.900

0

0

211.900

211.900

a)

Gebäude

400.000

Rückstellungen

50.000

Abgang Entnahme

- 400.000

g)

Erhöhung

10.000

0

0

60.000

60.000

Fahrzeuge

60.000

sonstige Passiva

250.000

e)

abzgl. AfA

- 20.000

d)

USt

3.800

40.000

40.0000

253.800

253.800

Waren

120.000

f)

Bestandserhöhung

5.000

125.000

125.000

Bank

30.000

d)

Warenverkauf

23.800

53.800

53.800

Kasse

10.000

b)

Bar-Einlage

5.000

15.000

15.000

sonstige Aktiva

130.000

c)

Vorsteuer

1.900

131.900

131.900

Kapital

Anfangsbestand

300.000

b)

zzgl. Einlagen

5.000

a)

abzgl. Entnahmen

- 600.000

zzgl. Gewinn

135.000

Endbestand

- 160.000

160.000

Der Betriebsvermögensvergleich nach § 4 Abs. 1 EStG ermittelt sich wie folgt:

Gewinn

135.000

Betriebsvermögen 31.12.07

- 160.000

abzgl. Betriebsvermögen 1.1.07

- 300.000

zzgl. Entnahmen

600.000

abzgl. Einlagen

- 5.000

Inhaltsverzeichnis


Alle Informationen und Angaben haben wir nach bestem Wissen zusammengestellt. Sie erfolgen jedoch ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität. Diese Informationen können daher eine individuelle Beratung im Einzelfall nicht ersetzen.


Die wahrscheinlich umfangreichste Steuerberaterseite in Deutschland



Steuerberater

Die Steuerexperten, die Steuern einfacher machen!

Dipl.-Kfm. Michael Schröder, Steuerberater
Schmiljanstraße 7, 12161 Berlin
(Tempelhof-Schöneberg/ Friedenau)
E-Mail: Steuerberater@steuerschroeder.de
Termine nur nach vorheriger Vereinbarung. Anfragen bitte nur per E-Mail.

YouTube Kanal



Steuerberatung

Holen Sie sich die Steuerberatung, die Sie brauchen - verlassen Sie sich auf einen bewährten Steuerberater








Steuerberatung und Steuererklärung vom Steuerberater in Berlin

Impressum, Haftungsausschluss & Datenschutz | © Dipl.-Kfm. Michael Schröder, Steuerberater Berlin