1,6 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen in Hessen – Steuerfahndung wird digitaler

23. Mai 2025 | Frankfurt am Main.
Die Hessische Steuerverwaltung hat im Jahr 2024 Steuermehreinnahmen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro durch Betriebsprüfung und Steuerfahndung erzielt. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Oberfinanzdirektion Frankfurt (OFD) hervor, der am 23. Mai 2025 vorgestellt wurde.

Dabei betonte Finanzminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz insbesondere die Bedeutung der Digitalisierung für eine moderne und leistungsfähige Steuerverwaltung – und kündigte den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zur Bekämpfung von Cum-Cum-Gestaltungen an.


📊 Betriebsprüfung und Steuerfahndung bringen Rekordergebnis

Die Zahlen im Detail:

  • 1,34 Mrd. € Mehrergebnis durch Betriebsprüfungen
    (2023: 1,05 Mrd. €)
  • 253,4 Mio. € Mehrergebnis durch Steuerfahndung
    (2023: 195,6 Mio. €)
  • Insgesamt: 1,6 Mrd. € zusätzliches Steueraufkommen

Damit verzeichnet Hessen ein Rekordjahr – und stärkt gleichzeitig das Vertrauen in ein gerechtes Steuersystem.


🤖 „KICC“: Künstliche Intelligenz gegen Cum-Cum-Gestaltungen

Ein Highlight der Pressekonferenz war die Vorstellung von KICC – einer neuen Initiative zur automatisierten Aufarbeitung von Cum-Cum-Verdachtsfällen mittels Künstlicher Intelligenz. Der Begriff steht für:

Künstliche Intelligenz Cum-Cum = KICC

Ziel ist es, die komplexen Finanztransaktionen rund um Steuerarbitrage schneller und effizienter zu durchleuchten. Die Technik kommt dabei aus der Forschungsstelle Künstliche Intelligenz (FSKI) am Finanzamt Kassel, die inzwischen über 40 Beschäftigte zählt.


⚙️ Digitalisierung zahlt sich aus

Oberfinanzpräsidentin Konstanze Bepperling hob hervor, wie stark sich die Digitalisierung in der Praxis bemerkbar macht:

  • Bearbeitungszeit für Einkommensteuererklärungen: Ø 44 Tage
  • Steigende ELSTER-Quote
  • Zahlreiche digitale Steuerbescheide
  • Effizientere Abläufe in der Verwaltung

Auch personell ist Hessen laut OFD erstmals seit Jahrzehnten wieder vollständig ausgestattet. Der gezielte Ausbau der Nachwuchsgewinnung zeigt Wirkung.


🧾 Was bedeutet das für Unternehmen und Steuerpflichtige?

1. Steuerprüfungen werden gezielter und datengetriebener.
Mit dem Einsatz von KI in der Steuerfahndung rücken auch steuerlich komplexe Strukturen wie Cum-Cum, Cum-Ex oder internationale Gewinnverlagerungen stärker in den Fokus.

2. Unternehmen sollten ihre Verfahrensdokumentation und Tax Compliance prüfen.
Bei digitalen Prüfverfahren werden Inkonsistenzen schneller erkannt. Prävention durch gute Dokumentation, klare Prozesse und revisionssichere IT-Systeme ist entscheidend.

3. Der Datenschutz rückt mit in den Fokus.
Der zunehmende Einsatz von KI und Data Mining durch staatliche Stellen muss rechtlich sauber erfolgen – ein Punkt, den Unternehmen im Rahmen ihrer Datenschutzorganisation berücksichtigen sollten.


📌 Fazit: Hessens Steuerverwaltung setzt Maßstäbe

Mit der Kombination aus intelligenter Datenanalyse, technischer Modernisierung und personeller Verstärkung zeigt die Hessische Steuerverwaltung, wie steuerliche Gerechtigkeit und Effizienz Hand in Hand gehen können. Unternehmen und Kanzleien tun gut daran, sich frühzeitig auf die KI-gestützte Prüfungswelt einzustellen.


Quelle:
Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums der Finanzen vom 23.05.2025
→ Jahresbericht 2024 der OFD Frankfurt am Main (PDF)