DStV-Mitteilung vom 15. Oktober 2025
Die geplante EU-Brieftasche für Unternehmen (engl. European Business Wallet) könnte die digitale Zusammenarbeit zwischen Steuerberatung, Finanzverwaltung und Mandanten grundlegend verändern. Sie soll eine vertrauenswürdige digitale Identität schaffen und den sicheren Austausch elektronischer Dokumente ermöglichen – sowohl im B2G-, B2B- als auch G2G-Bereich.
Hintergrund: Digitalisierung mit System
Im Rahmen des EU-Gesetzespakets „Omnibus-Digital“ will die Europäische Kommission Verwaltungsverfahren vereinfachen, Kosten senken und digitale Prozesse europaweit harmonisieren.
Ein zentrales Element dabei: die Einführung einer EU-Brieftasche für Unternehmen, die ähnlich wie die EUDI (European Digital Identity) für Privatpersonen funktioniert – jedoch speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Freiberuflern zugeschnitten ist.
Der Deutsche Steuerberaterverband e.V. (DStV) hat hierzu Stellung genommen und die Pläne grundsätzlich begrüßt. Aus Sicht des Verbandes birgt die Initiative erhebliches Potenzial für den Berufsstand der Steuerberaterinnen und Steuerberater.
Chancen für Kanzleien und Mandanten
Die EU-Brieftasche soll künftig:
- den sicheren, digitalen Nachweis der Unternehmensidentität ermöglichen,
- den Austausch von Verwaltungs- und Steuerdokumenten vereinfachen,
- Vollmachten und Vertretungsrechte digital abbilden und
- die Datenübertragung zwischen Behörden, Unternehmen und Beratern beschleunigen.
Damit könnte sie zu einem zentralen Instrument für die digitale Zusammenarbeit zwischen Kanzleien, Mandanten und Behörden werden.
DStV-Forderungen im Überblick
Der DStV betont in seiner Stellungnahme insbesondere folgende Punkte:
- Offenheit für alle Unternehmensformen
 Die EU-Brieftasche sollte nicht nur juristischen Personen vorbehalten sein, sondern auch Selbstständigen und Kleinstunternehmen offenstehen. Gerade diese Gruppen könnten von einer einfachen, kostengünstigen und sicheren Identitätslösung profitieren.
- Digitales Vollmachtsmanagement
 Steuerberaterinnen und Steuerberater vertreten Mandanten regelmäßig in Steuer- und Verwaltungsverfahren. Dieses Vertretungsrecht muss auch digital in der EU-Brieftasche abgebildet werden.
 Entscheidend ist dabei ein einheitliches, medienbruchfreies Vollmachtsmanagement, das das „Once-Only-Prinzip“ wahrt und Doppelstrukturen vermeidet.
- Integration bestehender Register- und Verwaltungsdaten
 Bereits vorhandene Informationen in nationalen Registern sollten rechtssicher und einfach zugänglich in die neue Struktur eingebunden werden. So kann eine effiziente, transparente und zukunftssichere Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Berufsstand und Unternehmen entstehen.
- Verknüpfung mit der EUDI (European Digital Identity)
 Eine Verbindung zwischen der EU-Brieftasche für Unternehmen und der persönlichen EUDI – etwa durch Integration des elektronischen Personalausweises – würde den Wechsel zwischen geschäftlicher und privater Nutzung erleichtern. Unternehmen könnten Verwaltungsprozesse so nahtlos und ohne wiederholte Identitätsprüfungen durchführen.
- Sichere Wallet-to-Wallet-Kommunikation
 Der DStV spricht sich für eine verschlüsselte, direkte Kommunikation zwischen digitalen Brieftaschen aus.
 Dies würde Übertragungsrisiken minimieren und ein höchstes Maß an Datensicherheit und Vertrauen schaffen – insbesondere bei sensiblen Steuer- und Unternehmensdaten.
Fazit: Schritt in Richtung digitaler Steuerberatung 4.0
Die EU-Brieftasche für Unternehmen könnte ein zentraler Baustein für die digitale Transformation des Berufsstands werden.
Sie bietet die Chance, Prozesse zu automatisieren, Mandatsverhältnisse digital abzubilden und Daten sicher auszutauschen – ein Gewinn für Kanzleien, Mandanten und Verwaltung gleichermaßen.
👉 Die vollständige Stellungnahme des DStV zum Gesetzespaket „Omnibus-Digital“ finden Sie auf der Website des Deutschen Steuerberaterverbands.
Quelle: Deutscher Steuerberaterverband e.V., Mitteilung vom 15.10.2025
