DStV-Präsident Lüth appelliert an Gesetzgeber: „Praxistauglichkeit statt Tempo um jeden Preis“

48. Deutscher Steuerberatertag in Den Haag: Unabhängigkeit, Bürokratieabbau und faire Gesetzgebungsverfahren im Fokus

DStV, Mitteilung vom 20.10.2025


Unabhängigkeit des Berufsstands als unverrückbarer Grundpfeiler

Mit klaren Worten eröffnete DStV-Präsident StB Torsten Lüth den 48. Deutschen Steuerberatertag in Den Haag. In seiner Eröffnungsrede forderte er die Wahrung der Unabhängigkeit des Berufsstands, praxistaugliche Gesetzgebung und einen spürbaren Abbau von Bürokratie.

Lüth betonte, dass das Fremdbesitzverbot nicht aufgeweicht werden dürfe. Die Verantwortung der Steuerberater:innen gelte dem Mandantenwohl, nicht den Renditeerwartungen externer Investoren:

„Die für den Mandanten beste steuerliche Lösung darf nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen eines Investors diktiert werden.“

Auch im digitalen Wandel sieht Lüth den Berufsstand gut aufgestellt – ganz ohne Private-Equity-Beteiligung:

„Wir stehen für Transparenz, Unabhängigkeit – und einen starken Berufsstand. Mischen Sie sich ein – zeigen Sie Haltung!“


Modernisierung der Steuerberaterprüfung gefordert

Ein weiteres zentrales Thema seiner Rede war die Reform der Steuerberaterprüfung. Lüth forderte eine Modernisierung des Prüfungsverfahrens, ohne die hohe fachliche Qualität zu gefährden.

Seine Vorschläge:

  • Modulprüfungen statt Blockprüfung,
  • mehr Flexibilität für Berufseinsteiger:innen,
  • Lockerung des Fakultätsvorbehalts und
  • mehr Wiederholungsmöglichkeiten.

„Das Prüfungsverfahren gehört auf den Prüfstand. Die Qualität steht nicht zur Disposition“, so Lüth.


Kritik an Express-Gesetzgebung

Deutliche Kritik übte der DStV-Präsident an der aktuellen Gesetzgebungspraxis. Gesetzgebungsverfahren liefen zunehmend unter zeitlich unrealistischen Bedingungen, wodurch eine seriöse Beteiligung der Fachverbände kaum möglich sei.

„Wir brauchen faire Fristen – sonst zahlen Qualität und Praxis den Preis!“

Die Folge der „Express-Gesetze“: mangelhafte Qualität, Rechtsunsicherheit und zusätzlicher Bürokratieaufwand. Lüth forderte daher eine Rückkehr zu sorgfältiger und praxisnaher Gesetzgebung.


Bürokratieabbau bleibt dringend notwendig

Trotz politischer Zusagen sieht der DStV bislang kaum Fortschritte beim Bürokratieabbau. Sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene müssten Verfahren vereinfacht und Verwaltungsaufwand reduziert werden.

Lüth nannte als Beispiele:

  • konsequente Umsetzung des Once-Only-Prinzips,
  • Einführung einer Rentenabzugsteuer,
  • und mehr steuerliche Pauschalierungen.

„Bürokratieabbau darf kein Lippenbekenntnis bleiben – die Entlastung muss endlich in der Praxis ankommen.“


Europa braucht Kooperation – ohne Preisgabe von Grundwerten

Der DStV engagiert sich auch auf europäischer Ebene aktiv für die Interessen des Berufsstands. Als Mitglied der Dachverbände ETAF und EFAA arbeitet der Verband an der frühzeitigen Mitgestaltung europäischer Gesetzgebung.

Für Lüth steht fest:

„Europa ist keine Frage des Ob, sondern des Wie. Kooperation ja – aber ohne Preisgabe berufsständischer Grundwerte.“

Einen besonderen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Keynote von Jean Asselborn, Luxemburgs Außenminister a. D., der mahnte:

„Die Demokratie ist kein Perpetuum mobile. Wir müssen um sie kämpfen!“


Ausblick: Steuerberatertag 2026 in Bonn

Nach einem abwechslungsreichen Fachprogramm und intensiven Diskussionen blickt der Berufsstand bereits voraus: Vom 4. bis 6. Oktober 2026 findet der 49. Deutsche Steuerberatertag in Bonn statt.


Quelle:
Deutscher Steuerberaterverband e. V. (DStV), Mitteilung vom 20.10.2025