EU-Kommission veröffentlicht Jahresbericht zur Steuerpolitik 2025


Die Generaldirektion für Steuern und Zollunion (TAXUD) der EU-Kommission hat am 24. Juni 2025 ihren aktuellen Jahresbericht zur Steuerpolitik in der EU vorgelegt. Der Bericht beleuchtet die steuerpolitische Lage der Mitgliedstaaten, dokumentiert bestehende Herausforderungen und benennt notwendige Reformmaßnahmen im europäischen Steuerrecht.

Körperschaftsteuerlücke: Deutschland unter dem EU-Durchschnitt

Erstmals enthält der Bericht eine EU-weite Schätzung der Körperschaftsteuerlücke (CIT gap). Sie beschreibt die Differenz zwischen den tatsächlich deklarierten Gewinnen von Unternehmen und dem potenziellen steuerpflichtigen Gewinn, der sich aus der wirtschaftlichen Aktivität ableiten lässt.

  • EU-Durchschnittliche CIT-Lücke: 10,9 %
  • Deutschland: 7,9 %

Damit liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt – ein Indiz für eine vergleichsweise hohe Steuercompliance. Die Kommission betont jedoch, dass die Körperschaftsteuerlücke stark mit der Schattenwirtschaft korreliert. Besonders anfällig seien laut Bericht die Bauwirtschaft und das Gastgewerbe, in denen nicht gemeldete oder nicht registrierte wirtschaftliche Aktivitäten häufiger vorkommen.

Was ist die Körperschaftsteuerlücke?

Die Körperschaftsteuerlücke (englisch: corporate income tax gap oder kurz CIT gap) bezeichnet die Differenz zwischen:

  • dem steuerlich erfassten Gewinn, den Unternehmen tatsächlich gegenüber der Finanzverwaltung erklären, und
  • dem theoretisch zu erwartenden Gewinn, der sich aus der realen wirtschaftlichen Aktivität ableiten lässt.

Was genau wird gemessen?

Die Körperschaftsteuerlücke erfasst also, wie viel steuerpflichtiger Gewinn „fehlt“, weil Unternehmen z. B.

  • Gewinne nicht oder unvollständig deklarieren (z. B. durch Verschweigen von Umsätzen),
  • ihre Geschäftstätigkeit nicht registrieren (Schattenwirtschaft),
  • Gewinne ins Ausland verlagern (z. B. durch Transferpreise oder Lizenzzahlungen),
  • oder durch aggressive Steuerplanung gezielt Lücken im Steuerrecht ausnutzen.

Wichtig: Es geht nicht (nur) um illegale Steuerhinterziehung – auch legale Steuervermeidung oder Lücken im System können zur Steuerlücke beitragen.

Warum ist das wichtig?

Die Höhe der Körperschaftsteuerlücke zeigt:

  • wie effektiv ein Steuersystem funktioniert,
  • wie gut Steuervermeidung und -umgehung verhindert werden,
  • und wo Reformbedarf besteht – etwa durch bessere Steueraufsicht oder Änderungen im Steuerrecht.

Beispiel laut EU-Kommission 2025:

  • EU-Durchschnittliche Körperschaftsteuerlücke: 10,9 %
  • Deutschland: 7,9 %
    → Das bedeutet: In Deutschland werden rund 92 % der wirtschaftlich „richtigen“ Gewinne korrekt deklariert – ein im EU-Vergleich guter Wert.

Gewinnverlagerung und aggressive Steuerplanung im Fokus

Ein weiteres zentrales Thema ist die fortbestehende Gewinnverlagerung multinationaler Konzerne in Niedrigsteuerländer. Laut Schätzung des European Tax Observatory wurden allein im Jahr 2022 weltweit rund eine Billion US-Dollar an Unternehmensgewinnen in Steueroasen verschoben.

Für die EU ergeben sich daraus geschätzte jährliche Steuerausfälle von 36 bis 100 Milliarden Euro, abhängig vom verwendeten Modell. Die Kommission weist darauf hin, dass die Abgrenzung zwischen legaler Steuervermeidung und missbräuchlicher Steuerumgehung häufig schwierig ist – insbesondere, wenn politisch gewollte Regelungen irrtümlich als „Steuerlücken“ klassifiziert werden.

Reformbedarf auf europäischer Ebene bleibt bestehen

Die Kommission stellt klar: Eine bloße Optimierung der Steuerverwaltungen reicht nicht aus. Vielmehr seien strukturpolitische und koordinierte Maßnahmen erforderlich, um Steuerbasisverluste nachhaltig zu begrenzen. Konkrete Reformimpulse sind unter anderem:

  • Umsetzung der globalen Mindestbesteuerung („Pillar Two“) mit einem effektiven Mindeststeuersatz von 15 %.
  • Fortentwicklung des EU-Vorhabens BEFIT (Business in Europe: Framework for Income Taxation) mit dem Ziel einer gemeinsamen Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage innerhalb der Union.

Was bedeutet das für Sie als Unternehmen?

Für Unternehmen und Steuerverantwortliche ergeben sich daraus wichtige Schlussfolgerungen:

  • Steigende Anforderungen an Steuertransparenz und Dokumentation – insbesondere bei grenzüberschreitenden Strukturen.
  • Wachsende Bedeutung steuerlicher Substanzanforderungen, um aggressive Steuerplanungsmodelle zu vermeiden.
  • Relevanz internationaler Entwicklungen, wie der OECD-Mindestbesteuerung, auch für mittelständische Unternehmensgruppen mit Auslandsgeschäften.

Wir beraten Sie gerne zur Einordnung der steuerpolitischen Entwicklungen und unterstützen Sie dabei, Ihre Unternehmensstruktur zukunftssicher und compliant auszurichten.


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Quelle: DATEV Informationsbüro Brüssel, Mitteilung vom 07.07.2025