Grenzen der EU: Geldströme in die Schweiz – der Finanzhimmel über Europa lichtet sich

Mit der Seilbahn dauert es von Chamonix in Frankreich 20 Minuten, um den höchsten Punkt der Aiguille du Midi zu erreichen. Der Blick aus der Gondel ist atemberaubend. Kaum ein Tourist weiß, dass über das Mont Blanc-Massiv jahrelang auch Bargeld in die Schweiz geschmuggelt wurde. Doch seit der Finanzkrise im Jahr 2007 haben sich Europas Finanzmärkte geändert. Unser Artikel erklärt, warum EU-Gelder nur noch selten in die Schweiz geschmuggelt werden.

Auf den Berghängen der Grenzregion zwischen Frankreich, der Schweiz und Italien um Chamonix tummeln sich nicht nur Touristen. Jahrelang wurden hier auch Koffer voller Bargeld geschmuggelt. Regelmäßig lieferten sich die Beamten der italienischen „Guardia di Finanza“ oder die französischen „Douaniers“ dramatische Bergjagten mit Geldschmugglern.

Die ski-fahrenden Zollbeamten patrouillieren seit einiger Zeit nicht mehr die französische Grenze. Seit das Bankgeheimnis gefallen ist, bringen nur noch wenige EU-Bürger ihr Bargeld in die Schweiz.

Die EU hat sich bei den G20-Gipfeln und bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) dafür eingesetzt, die Transparenz bei Finanzgeschäften zu erhöhen. Steueroasen und Geldwäsche für die überschuldeten EU-Länder ein wichtiges Thema sind.

Viele Transaktionen, die früher hinter verschlossenen Türen stattfanden, müssen jetzt registriert werden. Auf diese Weise sind Finanztransaktionen und Bankaktivitäten transparenter geworden.

Neue Aufsichtsbehörden und mehr Schutz für Sparer
Auch die Mitgliedstaaten müssen mehr Informationen offenlegen und arbeiten grenzübergreifend zusammen, um Steuerhinterziehung zu bekämpfen.

Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers haben verbesserte Finanzregeln in Europa geholfen, die Einlagen europäischer Sparer besser zu sichern.

Außerdem verabschiedete das Europaparlament neue Richtlinien und schuf neue Aufsichtsbehörden, um Marktmissbrauch einzuschränken und eine weitere Bankenkrise zu verhindern.

Große Veränderung für ein kleines Land
Die europäische Bankenverordnung hat den Finanzmarkt sicherer gemacht. Auch aus diesem Grund fließt nun viel Geld aus der Schweiz in EU-Länder zurück.

Für das kleine Land, das dem Ökonomen Gabriel Zucman zufolge einst ein Drittel aller in Steueroasen investierten Gelder verwaltete, ist das eine große Veränderung.

Trotz alledem glauben die Grenzbeamten, dass Saint-Julien-en-Genevois immer noch der beste Ort in Frankreich ist, um „gute Fänge“ zu machen.

Eines allerdings hat sich verändert: Die Grenzbeamten warten nicht mehr auf die Menschen, die mit prall gefüllten Geldkoffern die Schweiz betreten. Die größten Fänge machen sie heute bei denen, die die Schweiz verlassen.

Quelle: EU-Parlament, Mitteilung vom 03.03.2014