Studie zeigt: Reiche zahlen in Deutschland und Österreich weniger Steuern als in der Schweiz
Während die Mittelschicht in Deutschland und Österreich prozentual mehr Steuern abdrücken muss als Milliardäre und Multimillionäre, sieht es in der Schweiz anders aus. Dort werden die Vermögendsten stärker zur Kasse gebeten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Momentum Instituts, des Netzwerks Steuergerechtigkeit und Oxfam Deutschland.
Die Ergebnisse im Detail:
- Ungleiche Steuerbelastung: In Deutschland und Österreich wird Einkommen aus Arbeit stärker besteuert als Kapitaleinkommen, wie Dividenden und Unternehmensgewinne. Während der Spitzensteuersatz für Arbeitseinkommen bei 45 Prozent (plus Solidaritätszuschlag) liegt, zahlen Superreiche auf ihr Vermögen maximal 30 Prozent Steuern. In der Schweiz hingegen liegt der tatsächliche Steuersatz für Milliardäre bei rund 32 Prozent, deutlich näher am Höchststeuersatz ihres Kantons von 41,5 Prozent.
- Vermögensteuer macht den Unterschied: Die Schweiz, oft als Steueroase kritisiert, besteuert Superreiche unter anderem durch eine Vermögensteuer, die es in Deutschland und Österreich nicht gibt. Die Einnahmen aus dieser Steuer machen in der Schweiz etwa 7 Prozent des gesamten Steueraufkommens aus, ergänzt durch weitere 1 Prozent aus kantonalen Erbschaftsteuern.
- Pauschalbesteuerung mit Schlupflöchern: Allerdings bietet die Schweiz auch Steuervorteile durch die Pauschalbesteuerung, die es Ausländern ermöglicht, auf Basis ihrer Lebenshaltungskosten besteuert zu werden, anstatt auf ihr tatsächliches Einkommen und Vermögen. Dies führt zu einer Unterschätzung der Vermögenssteuerbasis für Milliardäre, ein Privileg, das nicht für Schweizer Staatsbürger oder in der Schweiz arbeitende Personen gilt.
- Forderung nach gerechter Besteuerung: Angesichts der wachsenden Ungleichheit und den sozialen sowie ökologischen Herausforderungen fordern Organisationen wie Oxfam eine gerechtere Besteuerung von sehr hohen Vermögen. Eine faire Besteuerung der Superreichen könnte laut Experten dringend benötigte Mittel für eine sozial gerechte Klimapolitik und andere wichtige Aufgaben freisetzen.
Fazit:
Die Studie zeigt, dass in der Schweiz, trotz ihres Rufs als Steueroase, Vermögende deutlich mehr zu den Steuerlasten beitragen als in Deutschland und Österreich. Dies verdeutlicht die Möglichkeit und Notwendigkeit, auch in diesen Ländern eine progressivere Steuerpolitik zu verfolgen, um finanzielle Mittel für drängende soziale und ökologische Anforderungen zu generieren.
Weitere Informationen:
- Momentum Institut: Studie zu Ungleichheit und Steuerpolitik
- Netzwerk Steuergerechtigkeit: Ungerechte Steuerpolitik
- Oxfam Deutschland: Armut bekämpfen, Ungleichheit bekämpfen