Neueste ZEW-Studie beleuchtet die Herausforderungen der Steuertransparenz-Richtlinie im EU-Binnenmarkt

Die Europäische Union hat eine neue Richtlinie eingeführt, die große multinationale Konzerne zu mehr Steuertransparenz zwingt. Ziel dieser Maßnahme ist es, ein Level Playing Field zwischen multinationalen Unternehmen und solchen, die ausschließlich auf nationaler Ebene operieren, zu schaffen. Doch wie effektiv ist diese Richtlinie wirklich? Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim und der Universität Mannheim wirft ein kritisches Licht auf die Umsetzung und die daraus resultierenden Herausforderungen.

Die Kernpunkte der EU-Richtlinie

Ab diesem Jahr müssen multinationale Großkonzerne detaillierte Berichte über ihre Steuerzahlungen, Beschäftigungszahlen, Gewinne und weitere Finanzkennzahlen in jedem Land, in dem sie tätig sind, öffentlich machen. Diese Maßnahme soll es ermöglichen, Gewinnverlagerungen in Niedrigsteuerländer schneller aufzudecken und zu adressieren.

Ungleichgewichte in der Anwendung

Die Studie unter der Leitung von Christoph Spengel, einem Experten für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, zeigt auf, dass vor allem europäische Unternehmen von der Richtlinie betroffen sind. Während EU-basierte Unternehmen bis zu 90% ihrer globalen Operationen offenlegen müssen, wird von außerhalb der EU ansässigen Firmen lediglich eine Offenlegung von etwa 50% verlangt. Dies führt zu einer signifikanten Diskrepanz in den Wettbewerbsbedingungen.

Interne EU-Ungleichheiten

Interessanterweise offenbart die Studie auch, dass nicht alle EU-Mitgliedstaaten gleich behandelt werden. Während einige Länder wie Belgien, Ungarn oder Griechenland keine Verzögerungen in der Offenlegung sensibler Geschäftsdaten gewähren, erlauben andere Mitgliedstaaten solche Verzögerungen. Zusätzlich variieren die Anforderungen an die Datengrundlage und den Ort der Veröffentlichung dieser Berichte erheblich.

Empfehlungen zur Verbesserung

Die Forscher des ZEW Mannheim empfehlen eine Anpassung der Richtlinie, um die Ungleichheiten zu minimieren. Eine Möglichkeit wäre, die Anforderungen an Unternehmen außerhalb der EU zu verschärfen, um eine gleichmäßigere Lastenverteilung zu gewährleisten. Zudem könnte eine Einschränkung der Wahlrechte der EU-Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Richtlinie dazu beitragen, die Binnenmarktintegration zu stärken und faire Wettbewerbsbedingungen zu fördern.

Fazit

Obwohl die Intention der EU-Richtlinie zur öffentlichen Länderberichterstattung klar und ambitioniert ist, zeigt die ZEW-Studie deutliche Schwächen in der aktuellen Ausgestaltung auf. Die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen im EU-Binnenmarkt bleibt eine komplexe Herausforderung, die weiterer Feinabstimmung bedarf. Es bleibt abzuwarten, wie die EU auf diese Erkenntnisse reagieren wird, um eine gerechtere und transparentere Wirtschaftslandschaft zu schaffen.

Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer fortlaufenden Überprüfung und Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen, um die gewünschten Ziele zu erreichen und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Der Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Siehe auch PM ZEW:
https://www.zew.de/presse/pressearchiv/eu-richtlinie-fuer-mehr-steuertransparenz-gefaehrdet-den-wirtschaftsstandort