So viel Vermögen brauchen Sie, um finanziell frei zu sein

Finanzielle Freiheit bedeutet, dass Sie nicht mehr arbeiten müssen, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Alle nötigen Ausgaben können Sie durch das Vermögen decken, das Sie zuvor angespart haben. Was wie ein Traum klingt, ist durchaus möglich. Doch wie viel Geld benötigen Sie tatsächlich, um dieses Ziel zu erreichen? Hier erfahren Sie, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie Sie Ihre finanzielle Freiheit planen können.

Was bedeutet finanzielle Freiheit?

Finanziell frei zu sein bedeutet, dass Sie nicht mehr auf Ihr Arbeitseinkommen angewiesen sind. Sie können alle Ihre laufenden Ausgaben durch Ihr Vermögen decken und müssen nicht mehr arbeiten – es sei denn, Sie möchten es. Finanzielle Freiheit lässt sich dabei als ein Spektrum verstehen: Sie reicht von einem Gefühl der finanziellen Sicherheit, bei dem Sie Rücklagen für Notfälle haben, bis hin zur vollständigen Unabhängigkeit, bei der keine finanziellen Verpflichtungen mehr bestehen.

Wie viel Vermögen brauchen Sie für finanzielle Freiheit?

Die Höhe des benötigten Vermögens hängt von Ihrem gewünschten Lebensstandard und Ihrer Anlagestrategie ab. Wenn Sie Ihr Geld auf einem Tagesgeldkonto liegen lassen, wird die Inflation es nach und nach aufzehren. Daher sollten Sie sich überlegen, wie Sie Ihr Vermögen klug anlegen, um es zu erhalten und weiter zu vermehren. Eine beliebte Strategie ist das Investieren in Aktien-ETFs, die in der Vergangenheit durchschnittlich eine Rendite von etwa sieben Prozent pro Jahr erwirtschaftet haben.

Allerdings ist der Aktienmarkt Schwankungen unterworfen, sodass Sie nicht jedes Jahr dieselben sieben Prozent entnehmen können. In schlechten Börsenzeiten könnte es passieren, dass Sie zu viel von Ihrem Portfolio entnehmen und es schneller aufbrauchen, als geplant.

Die Vier-Prozent-Regel

Die sogenannte Vier-Prozent-Regel ist ein nützlicher Anhaltspunkt, um Ihre finanzielle Freiheit zu planen. Diese Regel basiert auf der sogenannten Trinity-Studie aus dem Jahr 1998, bei der Forscher herausfanden, dass Sie jährlich inflationsbereinigt vier Prozent Ihres anfänglichen Vermögens entnehmen können, ohne Gefahr zu laufen, innerhalb von 30 Jahren pleitezugehen. Grundlage war ein Portfolio, das zur Hälfte aus Aktien und zur anderen Hälfte aus Anleihen bestand.

Ein Beispiel:

Angenommen, Sie haben ein Vermögen von 100.000 Euro. Nach der Vier-Prozent-Regel könnten Sie jedes Jahr 4.000 Euro entnehmen. Da die Inflation die Kaufkraft reduziert, würden Sie den Betrag jährlich anpassen. Bei einer Inflation von zwei Prozent könnten Sie im nächsten Jahr 4.080 Euro und im darauffolgenden Jahr 4.161,60 Euro entnehmen.

Die Vier-Prozent-Regel bietet jedoch keine Garantie, da sie auf historischen Renditen basiert und individuelle Steuersituationen nicht berücksichtigt.

So berechnen Sie Ihr Zielvermögen

Um herauszufinden, wie viel Vermögen Sie benötigen, überlegen Sie sich, wie viel Geld Sie jährlich für Ihren Lebensunterhalt brauchen. Multiplizieren Sie diesen Betrag mit 25, um Ihr Zielvermögen zu ermitteln.

Beispiel:

  • Wenn Sie monatlich 2.000 Euro ausgeben möchten (24.000 Euro pro Jahr), benötigen Sie laut der Vier-Prozent-Regel ein Vermögen von 600.000 Euro.

Dabei sind allerdings Transaktionskosten und Steuern noch nicht berücksichtigt. Je nach persönlicher Steuersituation kann sich der benötigte Betrag deutlich erhöhen. Im ungünstigsten Fall, wenn Kursgewinne mit bis zu 27,99 Prozent versteuert werden, müssten Sie bei einem monatlichen Bedarf von 2.000 Euro etwa 833.200 Euro ansparen.

Gilt die Vier-Prozent-Regel heute noch?

Viele Experten halten die Vier-Prozent-Regel heute für zu optimistisch. Die Renditen der vergangenen Jahrzehnte, insbesondere in den USA, waren ungewöhnlich hoch. Heutige Annahmen empfehlen eine Entnahmerate von etwa 3,5 Prozent, um auf der sicheren Seite zu sein. Wer sein Vermögen über einen längeren Zeitraum, beispielsweise 40 Jahre, strecken möchte, sollte eher mit einer Entnahmerate von drei Prozent rechnen.

Wie können Sie die Sicherheit erhöhen?

Es gibt verschiedene Ansätze, um sicherzustellen, dass Ihr Vermögen lange genug reicht:

  • Diversifikation: Streuen Sie Ihr Vermögen weltweit und investieren Sie nicht nur in Aktien, sondern auch in Anleihen, um das Risiko von Kursschwankungen zu verringern.
  • Flexibilität: Passen Sie die Höhe Ihrer Entnahmen an die Marktbedingungen an. In schlechten Börsenzeiten sollten Sie weniger entnehmen, um Ihr Vermögen zu schonen. In guten Zeiten können Sie etwas mehr entnehmen.
  • Verlängerte Entnahmedauer: Wenn Sie schon frühzeitig in den Ruhestand gehen, müssen Sie den Zeitraum bis zum gesetzlichen Renteneintritt besonders gut planen. Während dieser Zeit wird das Vermögen aufgebraucht, danach entlastet die gesetzliche Rente das Portfolio.

Fazit: Wie viel Vermögen brauchen Sie?

Die genaue Höhe Ihres Zielvermögens hängt von Ihrem gewünschten Lebensstil, Ihrer Anlagestrategie und Ihrer Steuerbelastung ab. Die Vier-Prozent-Regel bietet einen ersten Anhaltspunkt, aber Sie sollten konservativere Entnahmeraten von etwa drei bis 3,5 Prozent in Betracht ziehen, um auf Nummer sicher zu gehen.

Der Weg zur finanziellen Freiheit erfordert Disziplin, eine kluge Anlagestrategie und Geduld – aber er ist durchaus erreichbar!