Was sich für Sparer, Familien und Gutverdiener ändert
Die Bundesregierung hat am 17.12.2025 die Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge sowie die Eckpunkte für die Einführung der Frühstart-Rente beschlossen. Ziel ist es, die private Altersvorsorge einfacher, renditestärker und gerechter zu machen – insbesondere für kleine und mittlere Einkommen sowie für junge Menschen.
Damit steht die größte Reform der dritten Säule seit Einführung der Riester-Rente bevor.
1. Überblick: Was ist das Ziel der Reform?
Die private Altersvorsorge soll künftig:
- für alle Einkommen zugänglich sein,
- bürokratiearm und verständlich funktionieren,
- bessere Renditechancen bieten,
- und frühzeitig beginnen – bereits im Kindesalter.
Die Riester-Rente wird abgelöst und durch ein neues, deutlich vereinfachtes System ersetzt.
2. Das neue Altersvorsorgedepot – Herzstück der Reform
✔ Neue Produktkategorie ohne Garantievorgaben
Künftig wird ein Altersvorsorgedepot ohne vollständige Beitragsgarantie eingeführt. Damit können Kapitalmarkterträge (z. B. ETFs) besser genutzt werden.
Gleichzeitig bleibt Wahlfreiheit bestehen:
- Garantieprodukte mit 80 % oder 100 % Kapitalgarantie sind weiterhin zulässig.
➡️ Erstmals können Sparer zwischen Renditeorientierung und Sicherheit wählen.
3. Neue staatliche Förderung: Zuschüsse statt Riester-Grundzulage
Die bisherige starre Grundzulage von 175 Euro entfällt.
Neue Zulagenstruktur:
- 30 Cent staatlicher Zuschuss pro 1 Euro Eigenbeitrag
→ für Einzahlungen bis 1.200 Euro - 20 Cent pro Euro
→ für weitere 600 Euro - Maximal geförderter Eigenbeitrag: 1.800 Euro/Jahr
- Maximale Grundzulage: bis zu 480 Euro jährlich
📌 Ab 2029:
- Zuschuss für die ersten 1.200 Euro steigt auf 35 Cent pro Euro
➡️ Besonders attraktiv für kleine und mittlere Einkommen.
4. Deutlich geringere Kosten & mehr Wettbewerb
Die Reform setzt klare Kostenvorgaben:
- Abschluss- und Vertriebskosten werden auf die gesamte Laufzeit verteilt
- Anbieter müssen ein Standardprodukt anbieten:
- einfache Struktur
- begrenzte Kosten
- voreingestellte Anlagestrategie
➡️ Vergleichbar mit einem „Basis-ETF-Depot für die Altersvorsorge“.
5. Flexiblere Auszahlungsphase ab Rentenbeginn
Statt der bisherigen Pflicht zur lebenslangen Verrentung gibt es künftig mehr Optionen:
- Lebenslange Leibrente (weiterhin möglich)
- Langlaufender Auszahlungsplan
- mindestens bis zum 85. Lebensjahr
- ohne vollständige Restkapitalverrentung
➡️ Mehr Flexibilität und individuelle Gestaltung im Ruhestand.
6. Frühstart-Rente: Altersvorsorge beginnt im Kindesalter
Ein zentrales neues Element ist die Frühstart-Rente.
Wer profitiert?
- Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren
Förderung:
- 10 Euro staatlicher Zuschuss pro Monat
- Einzahlung in ein individuelles Altersvorsorgedepot
➡️ Bereits mit 18 Jahren entsteht ein solides Startkapital für die Altersvorsorge.
Auffanglösung:
- Wenn Eltern kein Depot eröffnen, fließen die Zuschüsse in eine kollektive Anlagelösung
- Bei späterer Depoteröffnung werden die Beträge übertragen
➡️ Der Anspruch ist nicht von der Entscheidung der Eltern abhängig.
7. Steuerliche Förderung bleibt erhalten – aber einfacher
- Zulagenförderung bleibt bestehen
- Sonderausgabenabzug bleibt erhalten
- Wegfall:
- einkommensabhängige Mindesteigenbeiträge
- komplizierte Förderlogik
➡️ Deutlich weniger Bürokratie, mehr Transparenz.
8. Zeitplan der Reform
- Start der neuen privaten Altersvorsorge:
👉 01.01.2027 - Frühstart-Rente:
- für Geburtsjahrgang 2020 rückwirkend ab 01.01.2026
- Ausweitung ab 2029 auf weitere Jahrgänge
9. Fazit: Paradigmenwechsel in der privaten Altersvorsorge
Die Reform bedeutet:
- Ende der Riester-Rente
- Mehr Renditechancen
- Höhere Förderung für kleine und mittlere Einkommen
- Früher Einstieg für Kinder
- Mehr Flexibilität im Alter
Für viele Steuerpflichtige wird private Altersvorsorge damit erstmals wirklich attraktiv.
Praxishinweis
Die Reform wirft zahlreiche steuerliche und strategische Fragen auf, z. B.:
- Welche Produkte sind künftig sinnvoll?
- Wie fügt sich das Altersvorsorgedepot in die Gesamtvorsorge ein?
- Welche Vorteile ergeben sich für Selbständige, Familien oder Gutverdiener?
👉 Eine individuelle steuerliche Beratung bleibt entscheidend.