Die wichtigsten Punkte:
- Kalte Progression weitgehend ausgeglichen: Die Bundesregierung hat die kalte Progression für die meisten Arbeitnehmer*innen-Haushalte durch Steuer- und Abgabenanpassungen ausgeglichen oder sogar überkompensiert.
- Kaufkraftentwicklung gemischt: Trotz des ausgeglichenen Steuersystems ist die Kaufkraft vieler Haushalte aufgrund der hohen Inflation nicht auf das Niveau von 2021 zurückgekehrt.
- Verlierer: Familien mit mittlerem Einkommen, insbesondere Alleinerziehende und Paarfamilien mit Kindern, haben durch die unterproportionale Erhöhung des Kindergeldes und die gestiegenen Sozialabgaben Kaufkraftverluste hinnehmen müssen.
- Gewinner: Singles mit hohen Einkommen und Personen im Niedriglohnbereich haben teils deutlich von den Entlastungen profitiert.
- Inflationsausgleichsprämie: Die einmalige Inflationsausgleichsprämie hat für viele Arbeitnehmer*innen im mittleren Einkommensbereich zu einem temporären Kaufkraftzuwachs geführt.
- Tarifabschlüsse: Tarifliche Lohnsteigerungen spielen eine wichtige Rolle, um die Kaufkraftverluste der letzten Jahre auszugleichen.
- Langfristige Perspektive: Ab 2025, wenn die Inflationsausgleichsprämie wegfällt, sind weitere Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft, insbesondere für Familien mit mittlerem Einkommen, notwendig.
- Erhöhte Kindergeldleistungen: Die Forscher der Hans-Böckler-Stiftung empfehlen eine stärkere Erhöhung des Kindergeldes, um Familien mit Kindern gezielter zu entlasten.
- Vermeidung weiterer Steuerentlastungen für Spitzenverdiener: Weitere Änderungen des Einkommensteuertarifs zugunsten von Spitzenverdienern, wie vom Bundesfinanzministerium vorgeschlagen, werden von den Forschern als wenig zielgenau und nicht zielführend kritisiert.
Die Studie im Detail:
Die Studie des IMK der Hans-Böckler-Stiftung untersucht die Entwicklung der „kalten Progression“, der Steuer- und Abgabenbelastung sowie der Kaufkraft von Arbeitnehmer*innen-Haushalten in Deutschland zwischen 2021 und 2024. Die Ergebnisse zeigen, dass die kalte Progression für die meisten Haushalte ausgeglichen wurde, die Kaufkraftentwicklung jedoch aufgrund der hohen Inflation gemischt ist.
Methodische Einschränkungen:
Die Studie basiert auf der repräsentativen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) und kann daher keine differenzierten Aussagen zu Beschäftigten aus einzelnen Branchen treffen.
Fazit:
Die Bundesregierung hat die kalte Progression für die meisten Arbeitnehmer*innen-Haushalte ausgeglichen. Die Kaufkraftentwicklung ist jedoch weiterhin durch die hohe Inflation belastet. Um die Kaufkraft aller Haushalte zu stärken, sind weitere Maßnahmen, insbesondere eine stärkere Erhöhung des Kindergeldes, notwendig.