Der Unternehmenswert ist ein entscheidender Faktor beim Verkauf, der Übergabe oder der Nachfolgeregelung eines Unternehmens. Da Verkäufer und Käufer oft unterschiedliche Vorstellungen über den Wert eines Unternehmens haben, sind objektive Bewertungsmethoden von großer Bedeutung. Zu den gängigsten Verfahren zählen:
- Ertragswertverfahren
- Substanzwertverfahren
- Marktwert
- Unternehmenswertrechner
Das Ertragswertverfahren
Das Ertragswertverfahren ist die meistverbreitete Methode zur Unternehmensbewertung. Hierbei entspricht der Wert des Unternehmens dem Barwert aller zukünftigen Ertragsüberschüsse. Der Unternehmenswert hängt somit von der erwarteten Ertragskraft in den kommenden Jahren ab. Zur Berechnung sind folgende Schritte erforderlich:
- Marktanalyse: Prognose der zukünftigen Marktentwicklung basierend auf Vergangenheitswerten und einer Chancen-/Risiken-Analyse.
- Erstellung einer Finanzplanung: Langfristige Umsatz-, Kosten- und Investitionsplanung für fünf Jahre, davon drei detailliert.
- Ermittlung des nachhaltig erzielbaren Ertrags (Cashflows):
- Betriebsergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (BE 1)
- Abzug der Ertragsteuern
- Betriebsergebnis nach Steuern (BE 2)
- Abschreibungen und Investitionen berücksichtigen
- Veränderung des Nettoumlaufvermögens erfassen
- Bestimmung des Kapitalisierungszinsfußes: Ein wichtiger Einflussfaktor auf den Ertragswert, bestehend aus Basiszins und Risikoaufschlag.
- Berechnung des Unternehmenswertes anhand des Kapitalisierungszinsfußes.
Beispielrechnung: Ein nachhaltiger Ertrag von 100.000 € wird mit einem Kapitalisierungszinsfuß von 6 % angesetzt:
100.000 € / 6 % = 1.666.666 €.
Wenn der Zinssatz auf 10 % steigt, sinkt der Unternehmenswert auf 1.000.000 €. Dies verdeutlicht, dass eine frühzeitige Nachfolgeplanung den Unternehmenswert stabilisieren kann.
Das Substanzwertverfahren
Beim Substanzwertverfahren wird der Wert des Unternehmens anhand der Kosten ermittelt, die für dessen Reproduktion notwendig wären. Es gibt zwei Varianten:
- Substanzwert: Wert aller materiellen und immateriellen Vermögensgegenstände abzüglich Schulden.
- Liquidationswert: Der Wert, den die Vermögensgegenstände bei Einzelverkauf erzielen würden. Diese Methode wird hauptsächlich bei unrentablen Unternehmen genutzt.
Die Bewertung erfolgt durch:
- Bestimmung des Anschaffungswerts und der technischen Nutzungsdauer
- Berücksichtigung von Nachfrage und Marktbedingungen
- Einbeziehung externer Gutachter zur Schätzung von Immobilien und Maschinen
Der Marktwert
Der Marktwert ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Wichtige Anhaltspunkte zur Ermittlung sind:
- Vergleich mit börsennotierten Unternehmen
- Analyse ähnlicher Unternehmensverkäufe
- Berücksichtigung branchenspezifischer Bewertungsfaktoren
Marktwerte spielen insbesondere bei Unternehmen mit hoher Branchenvernetzung oder starker Marktpräsenz eine Rolle.
Unternehmenswertrechner
Online-Tools können eine erste Einschätzung des Unternehmenswertes liefern. Beispielsweise bietet die einen Unternehmenswertrechner im Ertragswertverfahren. Die Nutzung ist kostenfrei und gibt eine erste Orientierung für Kaufinteressenten und Verkäufer.
Fazit
Die Wahl der richtigen Bewertungsmethode hängt von vielen Faktoren ab. Professionelle Beratung durch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Kammern kann dabei helfen, den Unternehmenswert realistisch einzuschätzen und eine faire Kaufpreisfindung zu ermöglichen.